Marokkanisches Dorf umgeben von Grünanlagen

Junge Marokkanerin wechselt in den GaLaBau

Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland

In einer Zeit, in der der Fachkräftemangel in der grünen Branche immer drängender wird, zeigen die beiden Gründer von Gartipa fantastic Garden, Tim Kittelberger und Patrick Steinel, einen innovativen Weg auf: Das Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland. Ihr Beispiel verdeutlicht, dass die Integration von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen nicht nur möglich ist, sondern auch bereichernd sein kann.

Landschaftsgärtner im Bagger verrichtet Arbeit im Privatgarten

Ausgeschöpfter Arbeitsmarkt macht erfinderisch?

Die Geschichte von Gartipa beginnt wie so viele Startups: In einer Garage, mit viel Leidenschaft und viel Arbeit. Kittelberger und Steinel gründen den Betrieb zur Coronazeit 2020. Zu zweit legen Sie mit wenigen Mitteln los und operieren mit einem Auto aus einer Garage. Der Betrieb wächst stetig, es wird eine Halle angemietet und kurze Zeit später bekommen die beiden wegen einer altersbedingten Geschäftsaufgabe die Gelegenheit ein großzügiges Betriebsgelände zu pachten. Schon bald stößt man an die Grenzen des deutschen Arbeitsmarktes.

 

Recruiting aus dem Ausland

Über die Stellenbörse galabau-karriere.de stoßen die beiden auf die Bewerbung von Nihad aus Marokko. Zum ersten Mal spielen sie mit dem Gedanken, auch Leute aus dem Ausland einzustellen. Dabei stellen sie fest, dass die Qualität der Bewerbungen über die GaLaBau-Stellenbörse sehr unterschiedlich ist. Manche Menschen bewerben sich offensichtlich sehr bewusst in der GaLaBau-Branche, andere scheinen nur irgendeinen Job haben zu wollen. Nihad sticht mit ihrer Bewerbung aus dem Pool heraus. Ihr Deutsch ist gut, und ihr Wunsch, im GaLaBau arbeiten zu wollen, scheint ernst. Ihr Lebenslauf und ihre Zeugnisse sind vollständig. Die beiden Inhaber laden sie zu einem ersten Kennenlernen per Videokonferenz ein.

  

Bewerbungsgespräch per Video-Call

In der Videokonferenz mit Nihad stellen sich die beiden Inhaber vor und sprechen ganz offen mit der jungen Bewerberin. Sie versuchen deutlich zu machen, dass der Ausbildungsberuf körperliche Arbeit beinhaltet, man bei jedem Wetter arbeitet und sich auch mal die Hände dreckig macht. Doch Nihad schreckt das nicht ab: Sie ist fest entschlossen, Gärtnerin zu werden - als Frau kann sie in Marokko diesen Beruf nicht erlernen. Ihre Motivation ist hoch und sie nimmt dafür die Trennung von der Familie und ihrem Heimatland in Kauf.

 

Recruiting aus Marokko, wie geht das?

Der weitere Bewerbungsprozess lief per E-Mail. Um Unterstützung bei der Übersiedlung aus einem Drittstaat nach Deutschland zu erhalten, sucht Sybille Kittelberger, Mutter des Inhabers Tim Kittelberger und angestellt im Betrieb, nach Hilfen bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) und beim Verband. Sowohl die Website der BA www.make-it-in-Germany.de und der Verband bieten Lösungen. Die Willkommenslotsin  Susann Liebe aus dem GaLaBau-Verband in Bayern übernimmt die Behördengänge und steht für alle Fragen zur Seite. Ab jetzt läuft der weitere Prozess weitestgehend über Frau Liebe, die sich gut auskennt und bestens vernetzt ist.

Gartipa setzt auf internationale Talente

Endlich ist es so weit: Nihad soll nach Deutschland kommen.
Doch ganz reibungslos ging es dann doch nicht. Die deutsche Botschaft hat das Visum für den Ausbildungsstart 2024 zu spät ausgestellt, sodass Nihad erst Ende Oktober 2024 in Weil der Stadt ankommt. Leider kann sie dadurch ihre Ausbildung erst verspätet beginnen. Das Regierungspräsidium gibt zwar grünes Licht, Nihad kann trotzdem in das Ausbildungsjahr starten, aber es macht es für sie unnötig schwierig. So sind die Voraussetzungen alles andere als perfekt.



Das Gartipa-Team nimmt die junge Marokkanerin herzlich auf. Zufällig ergibt es sich, dass eine zweite Auszubildende im ersten Ausbildungsjahr im Betrieb ist. Auch die Ausbilderin bei Gartipa ist eine junge Landschaftsgärtnerin. Das sind in diesem Fall gute Voraussetzungen, obwohl die sprachlichen Hürden für Nihad durch viele Fachausdrücke und durch den schwäbischen Akzent anfangs doch sehr hoch sind. Diese Probleme muss Nihad nun nicht alleine lösen. Sie besucht in der Berufsschule wöchentlich den Kurs Deutsch als Fremdsprache.

Gärtner kennen keine Grenzen: Integration gegen den Fachkräftemangel

Für die Inhaber der Firma Gartipa ist klar: Um dem Fachkräftemangel langfristig zu begegnen, müssen sich Betriebe für Bewerbungen aus dem Ausland öffnen. Die Integration von Menschen mit anderen kulturellen Hintergründen erfordert Offenheit. Die Schulbildung in anderen Ländern ist nicht identisch und damit nicht vergleichbar mit der deutschen. Sybille Kittelberger betont die wertvolle Unterstützung der Willkommenslotsen während des Bewerbungsprozesses.

Einen Wunsch hat sie jedoch: Nachdem der Bewerbungsprozess, die rechtlichen Vorgaben für die Einreise, das Stellen einer Wohnung und auch die Freistellung von der Arbeit für zusätzliche Hilfsangebote wie Sprachkurse, doch eine deutliche Belastung für einen Betrieb darstellen, wäre es wünschenswert, dass man hierfür eine finanzielle Förderung bekäme. 

Gefördert durch:
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des
Deutschen Bundestages.

Fotoquelle: Susann Liebe, BGL